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Mit Stefan Hirschauer über soziologische Mehrsprachigkeit
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Dass die Soziologie eine „multiparadigmatische” Disziplin ist, ist beinahe schon ein Klischee. Mehr als in den meisten anderen Sozialwissenschaften herrscht ein Pluralismus der Theorien und der Methoden. Das bringt auch Probleme mit sich. Oft begegnen sich die verschiedenen Schulrichtungen der Soziologie mit Unverständnis, manchmal sogar mit Sektiererei und radikaler Abgrenzung.
Mit unserem Gast Stefan Hirschauer diskutieren wir die umkämpfte Identität des Faches. Laut Hirschauer sind die Vorstellungen eines Einheitsmodells der Wissenschaften durch Jahrzehnte der Wissenschaftsforschung widerlegt. Gleiches gilt für die Trennung von Theorie und Empirie, wie sie immer noch im Anschluss an Karl Popper gelehrt wird. Für Hirschauer kann eine allgemeine Methode nicht die strenge Richterin der Forschungspraxis sein. Orientieren müsse sich die Forschung vielmehr an einer (richtig verstandenen) Gegenstandsangemessenheit und dem kritischen Dialog in der Forschungsgemeinschaft.
Stefan Hirschauer plädiert dafür, den Streit zu kultivieren und als Stärke des Faches anzusehen. Dies setzt aber auch voraus, dass die soziologische Mehrsprachigkeit bereits im Studium ausreichend angelegt wird und dass sich die verschiedenen Schulrichtungen auf gemeinsamen Tagungen und in gemeinsamen Zeitschriften überhaupt noch begegnen.
Links
- Stefan Hirschauer: Ungehaltene Dialoge. Zur Fortentwicklung soziologischer Intradisziplinarität (2020)
- Stefan Hirschauer: Die Empiriegeladenheit von Theorien und der Erfindungsreichtum der Praxis (2008)
- DFG Forschungsgruppe 1939: Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung
- Wiener Kreis
- Karl Popper: Kritischer Rationalismus
- Gesa Lindemann: Das Soziale von seinen Grenzen her denken (2009)
- Duhem-Quine-These
- Science Studies
- Ludwik Fleck
- Thomas Kuhn
- Karin Knorr-Cetina
- Social epistemology
- Bina Elisabeth Mohn
- Kornelia Engert: The Body of Knowledge: Fieldwork, Concepts and Theory in the Social Sciences (Disserationsprojekt)
- Christian Meier zu Verl: Doing Social Research. Eine ethnomethodologische Untersuchung ethnografischer Arbeit (Dissertationsprojekt)
- Björn Krey: Doing Discourse. Textuale Praktiken der Produktion soziologischen Wissens (Dissertationsprojekt)
- Alfred Schütz: Der Fremde (1972)
- Karl Mannheim
- Pierre Bourdieu: Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft (2004)
- Grounded Theory
- Johan Galtung: Structure, culture, and intellectual style. An essay comparing saxonic, teutonic, gallic and nipponic approaches (1981)
- Alexander Lenger/Tobias Rieder/Christian Schneickert: Theoriepräferenzen von Soziologiestudierenden. Welche Autor*innen Soziologiestudierende tatsächlich lesen
- Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zur Methodenausbildung (2002)
- Akademie für Soziologie
- Niklas Luhmann: Die Praxis der Theorie (1969)
- Nina Baur/Hubert Knoblauch: Die Interpretativität des Quantitativen oder: Zur Konvergenz von qualitativer und quantitativer empirischer Sozialforschung (2018)
Transkript
Das Transkript zur Episode ist hier abrufbar. ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.
Gast
- Stefan Hirschauer
Verwandte Episoden
- Wittgensteins Ende der Philosophie
- Eine andere Wirtschaft – Brauchen wir eine plurale Ökonomik?
- Hinter den Dingen – Mit Jenni Brichzin und Sebastian Schindler über politische Erkenntnis
- Ad-hoc-Gruppe: Podcasts in der Soziologie
- Mit Johann August Schülein über die Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse
- Mit Dirk Brockmann und Heinz Bude über „undiszipliniertes“ Denken
- Paradoxe politische Redeweisen – mit Astrid Séville und Julian Müller
Kapitel
1. Begrüßung (00:01:05)
2. Biografischer Hintergrund (00:02:37)
3. Arbeitsteilung in den Sozialwissenschaften (00:04:45)
4. Wiener Kreis, Karl Popper, Kritischer Rationalismus und die Kritik daran (00:09:41)
5. Science studies (00:17:43)
6. Relativismus? (00:21:30)
7. Hat die Soziologie Grundlagen? (00:37:39)
8. Grounded Theory (00:44:10)
9. Soziologische Pluralität (00:47:39)
10. Die Vermischung von Sach- und Machtkonflikten (01:04:52)
11. Klischeehafte Selbstbeschreibungen (01:10:26)
12. Ketsa - Top Down.mp3 (01:17:55)
97 episoder
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Dass die Soziologie eine „multiparadigmatische” Disziplin ist, ist beinahe schon ein Klischee. Mehr als in den meisten anderen Sozialwissenschaften herrscht ein Pluralismus der Theorien und der Methoden. Das bringt auch Probleme mit sich. Oft begegnen sich die verschiedenen Schulrichtungen der Soziologie mit Unverständnis, manchmal sogar mit Sektiererei und radikaler Abgrenzung.
Mit unserem Gast Stefan Hirschauer diskutieren wir die umkämpfte Identität des Faches. Laut Hirschauer sind die Vorstellungen eines Einheitsmodells der Wissenschaften durch Jahrzehnte der Wissenschaftsforschung widerlegt. Gleiches gilt für die Trennung von Theorie und Empirie, wie sie immer noch im Anschluss an Karl Popper gelehrt wird. Für Hirschauer kann eine allgemeine Methode nicht die strenge Richterin der Forschungspraxis sein. Orientieren müsse sich die Forschung vielmehr an einer (richtig verstandenen) Gegenstandsangemessenheit und dem kritischen Dialog in der Forschungsgemeinschaft.
Stefan Hirschauer plädiert dafür, den Streit zu kultivieren und als Stärke des Faches anzusehen. Dies setzt aber auch voraus, dass die soziologische Mehrsprachigkeit bereits im Studium ausreichend angelegt wird und dass sich die verschiedenen Schulrichtungen auf gemeinsamen Tagungen und in gemeinsamen Zeitschriften überhaupt noch begegnen.
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- Stefan Hirschauer: Ungehaltene Dialoge. Zur Fortentwicklung soziologischer Intradisziplinarität (2020)
- Stefan Hirschauer: Die Empiriegeladenheit von Theorien und der Erfindungsreichtum der Praxis (2008)
- DFG Forschungsgruppe 1939: Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung
- Wiener Kreis
- Karl Popper: Kritischer Rationalismus
- Gesa Lindemann: Das Soziale von seinen Grenzen her denken (2009)
- Duhem-Quine-These
- Science Studies
- Ludwik Fleck
- Thomas Kuhn
- Karin Knorr-Cetina
- Social epistemology
- Bina Elisabeth Mohn
- Kornelia Engert: The Body of Knowledge: Fieldwork, Concepts and Theory in the Social Sciences (Disserationsprojekt)
- Christian Meier zu Verl: Doing Social Research. Eine ethnomethodologische Untersuchung ethnografischer Arbeit (Dissertationsprojekt)
- Björn Krey: Doing Discourse. Textuale Praktiken der Produktion soziologischen Wissens (Dissertationsprojekt)
- Alfred Schütz: Der Fremde (1972)
- Karl Mannheim
- Pierre Bourdieu: Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft (2004)
- Grounded Theory
- Johan Galtung: Structure, culture, and intellectual style. An essay comparing saxonic, teutonic, gallic and nipponic approaches (1981)
- Alexander Lenger/Tobias Rieder/Christian Schneickert: Theoriepräferenzen von Soziologiestudierenden. Welche Autor*innen Soziologiestudierende tatsächlich lesen
- Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zur Methodenausbildung (2002)
- Akademie für Soziologie
- Niklas Luhmann: Die Praxis der Theorie (1969)
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2. Biografischer Hintergrund (00:02:37)
3. Arbeitsteilung in den Sozialwissenschaften (00:04:45)
4. Wiener Kreis, Karl Popper, Kritischer Rationalismus und die Kritik daran (00:09:41)
5. Science studies (00:17:43)
6. Relativismus? (00:21:30)
7. Hat die Soziologie Grundlagen? (00:37:39)
8. Grounded Theory (00:44:10)
9. Soziologische Pluralität (00:47:39)
10. Die Vermischung von Sach- und Machtkonflikten (01:04:52)
11. Klischeehafte Selbstbeschreibungen (01:10:26)
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