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Über eine Giftmörderin und wie der Kaffee nach Deutschland kam – das Bremer Geschichtenhaus

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BITTE NICHT ANFASSEN! #33 – Das Bremer Geschichtenhaus

Show Notes

Es gibt Museen zur Stadtgeschichte und dann gibt es das Bremer Geschichtenhaus. Statt schnöder Objekte stellen hier Menschen verschiedene Szenen aus der Stadtgeschichte dar; weder cringe noch langweilig, sondern ziemlich witzig und vor allem ziemlich interessant. Darüber hinaus ist das Geschichtenhaus auch noch ein soziales Projekt: Denn die Darstellenden sind Langzeitarbeitslose, die hier die Möglichkeit haben über sich hinauszuwachsen. Lukas berichtet von seinem ganz spontanen Besuch im Bremer Schnoorviertel.

#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Bremen #sozial #impro #Geschichte

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Hilfreiche Links:

Hier noch ein paar Infos zu Gesche Gottfried:

https://www.bremen.de/bildung-und-beruf/politische-bildung/gesche-gottfried

Insgesamt behaupten Leipzig, Regensburg und Hamburg das erste Kaffeehaus in Deutschland zu haben. Alles Quatsch. Es ist Bremen:

https://www.faz.net/aktuell/reise/nah/bremen-ein-hort-deutscher-kaffee-kultur-1438233.html

Infos und Videos zum Schnoorviertel.

https://www.bremen.de/tourismus/sehenswuerdigkeiten/schnoor

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Infos zum Museum:

Bremer Geschichtenhaus

Wüstestätte 10

28195 Bremen

https://bremer-geschichtenhaus.de

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über BITTE NICHT ANFASSEN!:

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser.

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr.

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/

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Kontakt:
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/
E-Mail: info[at]escucha.de

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Wollt ihr uns unterstützen?

Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen

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Podcast-Credits:

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger
Produktion: Escucha GbR
Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge!

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Transkript

Sara Fruchtmann

Hier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten Dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von Scooter.

Lukas

Hallo an alle da draußen und herzlich willkommen zu dieser brandneuen Folge von Bitte nicht anfassen! Muss jemand anders. Ich bin Lukas.

´

Ralph

Und ich bin Ralph. Und zusammen haben wir diesen tollen Podcast über kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen in Deutschland, aber auch darüber hinaus. Bei dem wir abwechselnd die Museen besuchen, mit den Betreiber Betreiberin sprechen und dem anderen davon erzählen.

´

Lukas

Und das Tolle ist, dass es nicht ausschließlich um die Museen geht, sondern dass in jedem Museum sich immer fantastische kleine Geschichten verstecken, die gut für Fun Facts auf Partys. Und ich habe so einen Fun Fact in der letzten Folge gelernt. Ralph. Und zwar, als du mir erklärt hast, wo hier die Ursprünge der Nachrichtenagentur Reuters kommt, nämlich von Brieftauben, die von Brüssel nach Aachen organisiert worden sind.

Lukas

Und das hat mich ehrlich gesagt ziemlich geflasht.

Ralph

Freut mich. So soll es ja sein. Vielleicht hat es den einen oder anderen da draußen auch geflasht. Wir hatten ja am Ende der Folge auch über die auflagenstärksten Zeitungen ein bisschen gesprochen, wo ich gesagt habe na ja, es gibt da dieses Japanische und das gemeint, dass durch die chinesische Zeitung, also die der Kommunistischen Partei, eigentlich mehr Auflagen haben müsste.

Ralph

Ich hab da jetzt mal nachgeguckt und die Parteizeitung heißt Renmin Ribao und die hat eine Auflage von nur 2,5 Millionen Exemplaren.

Lukas

Alles klar?

Ralph

Ja, und ich hab nochmal geguckt, weil die New York Times hast ja auch genannt und die New York Times, die hat, wenn man jetzt wirklich alle Abonnenten auch mit dazu nimmt, auch online und so, dann kommt die auf 10 Millionen. Aber im Print ist es dann doch deutlich weniger. Da hat sie nur eine Auflage von knapp 300.000 Stück.

Lukas

Das ist ja weniger als der Spiegel, oder? Ich glaube, der Spiegel hat noch irgendwie acht oder 900.000. Ich glaube.

Ralph

Dass die Bild auch deutlich mehr hat. Ich habe mal geguckt. Die auflagenstärksten Zeitungen der Welt und da ist die BILD. Ich möchte jetzt nicht lügen, aber die ist glaube ich, in den Top fünf.

Lukas

Hätten wir das auch geklärt. Ähm, genau. Und da du ja in der vergangenen, im vergangenen Monat die Folge vorgestellt hast, das Museum vorgestellt hast, bin ja dieses Mal echt dran.

Ralph

Genau. Hoffentlich mit einer sommerlichen Folgewoche.

Lukas

Ja, es ist auf jeden Fall was für ein Städtetrip. Sagen wir’s mal so.

Ralph

Na schön, lasse ich mich mal überraschen.

Lukas

Hast du weiße Flecken in Deutschland, wo du schon immer mal hinwollte, es aber noch nie warst? Oder Städte, in die du schon immer mal besuchen wolltest, Aber wo du es noch nie geschafft hast.

Ralph

Oh, hier jetzt schon einige. Tatsächlich? Ich war zum Beispiel noch nicht in Dresden. Das sind noch auf meiner Liste. Ich war aber auch nicht in der. Wie heißt die Mecklenburgische Seenplatte? War ich auch noch nicht. Und hm. Und ich war zum Beispiel auch noch nicht mal im Schloss Neuschwanstein. Warst du da mal?

Lukas

Ja. Also, alles das, was du gesagt hast. Da war ich schon. Und das kann ich auch alles empfehlen. Bis auf Neuschwanstein. Das fand ich nicht so cool. Ein bisschen Disneyland bei mir wars Bremen. Tatsächlich ein bisschen. Beruflich viel unterwegs gewesen. Und ich war ja schon in Deutschland. Echt fast überall. Aber ich war eben noch nicht in Bremen. Für diese Folge bin ich ganz spontan über das Museum gestolpert, weil eigentlich hatte ich einen anderen beruflichen Termin in Bremerhaven und habe mich dazu entschlossen, eine Nacht in Bremen zu verbringen, um mir mal so ein bisschen das Stadtzentrum von Bremen anzuschauen.

Lukas

Ja, was weißt du über Bremen, dass ich da.

Ralph

Schon mal war und dass im Stadtzentrum eine Statue der Bremer Stadtmusikanten steht?

Lukas

Genau, Bremer Stadtmusikanten, ganz bekannt. Darüber hinaus ist es der zweitgrößte deutsche Hafen. Man kennt den Roland noch, dass es diese dritter Statue die gibt es übrigens weltweit 27 Mal hab ich nachgeguckt, die ist sehr häufig und sehr gerne kopiert worden. Er ist eine schöne Stadt und ich weiß nicht, Wenn du in Bremen warst, warst du im Schnoor Viertel.

Ralph

Nee, ich war das so kurz. Nur ich hab da. Ich war da auch beruflich.

Lukas

Also das Schnoor Viertel, das ist ein Stadtviertel, was bei Touristen besonders beliebt ist. Das ist total süß. Sind lauter so kleine Häuser, Teehäuser, Läden. Keine Ahnung, was. Manche Gassen sind so eng, dass man da kaum durchkommt. Also, das ist irgendwie so ganz, ganz süßes, mittelalterliches Gässchen Viertel. Und ich bin da natürlich auch durch, weil ich am Spätnachmittag abends noch Zeit dafür hatte und auf einmal stehe ich, bleib ich von dem Haus stehen mit roter Fassade auch ich schätze mal 16. Jahrhundert, 16., 17. Jahrhundert.

Lukas

Irgendwie so was. Und da stehen zwei Leute vor dem Haus, zwei Männer mit so Spitzhüten. Diese historischen Spitzhüte, die man vielleicht kennt. Wenn du an so klassische Piratenhüte denkst, diese Dreieckshüte.

Ralph

Na ja.

Lukas

Genau. Mit zwei, drei Spitz, genau, mit so einem Gehrock usw und so fort. Und ich habe dann rausgefunden, dass dieses Haus früher ein Witwenhaus war, das von bremischen Kaufleuten finanziert wurde. Also das heißt, verarmte Witwen haben da sozusagen Unterkunft kostenlos gefunden. Und heute hat es aber eine ganz andere Funktion. Diese zwei Männer, die da in den Spitzhüten und historischen Ausstattungen vor diesem Museum standen, deren Funktion war, so ein bisschen dich in dieses Haus reinzuführen.

Lukas

Und ich habe dann mit den Leuten gesprochen, die haben auch geantwortet, wie man im 18. Jahrhundert antworten würde, also schwülstig bis hin zu pittoreske Sprache. Die haben mir dann erklärt, worum es in diesem Haus geht. Ich habe mich dann vorgestellt und gesagt, dass sie DNA machen und was es mit Bitte nicht anfassen soll auf sich hat. Und die fanden es dann ziemlich cool und meinten ja, wir könnten spontan was machen.

Lukas

Und dann habe ich gesagt Scheiße, ich habe mein Aufnahmegerät vergessen und dann bin ich wirklich zurückgerast zum Hotel, habe das Aufnahmegerät geholt und bin dann wieder hin, habe das Aufnahmegerät angeschaltet und die haben tatsächlich für mich noch ein bisschen länger aufgemacht und haben das ganz spontan für mich ermöglicht, dass ich da eine BNA Folge machen konnte. Also noch mal, noch mal vielen Dank.

Lukas

So was sich im Inneren dieses Hauses verbirgt. Da haben wir mal ganz kurz in einen Ton rein.

Ralph

Da bin ich ja mal gespannt.

(Ton aus dem Geschichtenhaus. Georg, Schauspieler, stellt sein fiktives Bremer Kaffeehaus aus 1810 vor)

Ralph

Okay, machen wir das. Gut. Okay. Das war ja mal strange. Ja, Ja. Also, ich habe mich ja am Anfang gewundert. Okay, sind auch noch andere Leute da. Und das wirkt ja dann irgendwie wie so ein Theaterstück. Aber ist es ja nicht.

Lukas

Ja, also du hast schon echt paar gute Schlagworte genannt und was du da gerade gehört, dass das war eine Stelle, aus der aus dem Bremer Geschichtenhaus und das Bremer Geschichten Haus. Das ist eine Mischung aus Museum und Improtheater, was sich um die Stadtgeschichte Bremens dreht und was du da gehört hast. Dass es eine von bis zu sieben Stationen, die es auf drei Stockwerken gibt.

Lukas

Und alle diese Stationen haben eine Gemeinsamkeit Es gibt eigentlich keine Museumsobjekte, es gibt nur ein bisschen Kulisse. Es gibt dafür aber immer Menschen, die Geschichten aus dieser Zeit nacherzählen. Und was du jetzt gerade gehört hast, das ist der fiktive Kaffeehausbesitzer Georg, der 1810 in das Kaffeehaus einlädt. Also wir sind da zu der Zeit, in der Bremen von von Franzosen besetzt ist, also von napoleonischen Truppen besetzt ist.

Lukas

Und der erklärt dann zum Beispiel weiter im Ton, aber das dauert noch zu lange. Deswegen hab ich nur den ersten Eindruck da rein gemacht, dass zum Beispiel in Bremen das erste Kaffeehaus im deutschsprachig Raum eröffnet wurde, noch zehn Jahre vor Wien, weil die Wiener ja immer behaupten, dass sie die ersten Kaffeehäuser im deutschsprachigen Raum gehabt hätten. Es stimmt nicht.

Lukas

Es war in Bremen, das lag am Hafen usw und so fort. Genau, genau nimmt das Wien. Und diese Menschen, die wie Georg in diesem Fall die spielen also nicht wirklich historische Menschen nach, die es wirklich gegeben hat. Also das ist kein Fake Napoleon der irgendwas vorstellt, sondern die spielen Menschen nach, die und das ist so ein bisschen das Motto, die es hätte geben können.

Lukas

Ja, das ist sozusagen schon mal die erste Idee dieses Bremer Geschichtenhauses. Es gibt aber noch eine zweite Besonderheit und diese Besonderheit soll dir SaraFrucht Mann erklären. SaraFruchtmann ist diejenige, die die Idee des Bremer Geschichtenhauses hatte und die einen ganz besonderen Twist in das Geschichten aus eingebaut hat.

Sara Fruchtmann

Was sie gemeinsam haben, ist Sie waren lange arbeitslos. Wir gehören zu einem Beschäftigungsträger. Das heißt, wir bieten Arbeit an für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Arbeit finden und in dem Rahmen lernt man hier als Darstellerin zu agieren und mit großem Erfolg. Das kommt sehr gut an bei den Besucherinnen.

Ralph

Sehr, sehr cool. Ein soziales Projekt, das den Leuten wahrscheinlich dann auch wieder so ein bisschen Selbstvertrauen gibt. Und vor allem sie kommen unter Menschen werden ja auch sozial eingebunden. Finde ich super. Also bin ich jetzt schon Fan.

Lukas

Ja, es ist ein tolles Projekt und vor allem Langzeitarbeitslosigkeit ist in Bremen ein Riesenproblem. Davon hat nämlich Bremen überdurchschnittlich viel. Aktuell sind es um die 16.000 Menschen die Langzeitarbeitslos sind. Und statistisch ist es so Je länger du arbeitslos bist, desto schwieriger findest du auch was. Da auch noch mal zu Relation was Langzeitarbeitslosigkeit mit dir macht. Noch mal ein kurzer Ton von SaraFruchtmann.

Sara Fruchtmann

Glücksforscher ordnen lange Arbeitslosigkeit so knapp unter chronischer Krankheit an, wenn es um das Unglück geht, das das mit sich bringt. Und das heißt, eine unserer Aufgaben ist, die Menschen wieder aufzubauen. Das Schöne, wenn man mit Spiel mit Darstellen im Spiel arbeitet, ist das ist ja nichts anderes als Leben. Also einer meiner Lieblingssätze ist Spiel ist konzentriertes Leben. Was tut man schon, wenn man spielt?

Sara Fruchtmann

Man steht, man geht, man lacht, man redet. Alles Dinge, die wir sonst auch tun. Aber in einem, wenn Sie so wollen, in einer kontrollierten Versuchsanordnung. Das heißt, da gibt es Möglichkeiten, das Verhalten, das Selbstempfinden neu auszurichten.

Ralph

Ja, kann ich voll nachvollziehen. Klingt total logisch und auch cool. Ich habe eine Frage noch Langzeitarbeitslosigkeit. Also auf welche Dauer geht es dann los?

Lukas

Langzeitarbeitslosigkeit ist natürlich eine Definitionsfrage, aber im Prinzip spricht man davon, Menschen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind. Das Klientel von SaraFruchtmann. Es sind wirklich Menschen, die mehr als ein Jahr würde ich mal sagen, in der Regel keine Arbeit hatten. Also mehrere Jahre.

Ralph

Was sind das denn für Menschen dann vom Alter her?

Lukas

Also ich komme da später noch ein bisschen drauf zurück, aber vielleicht jetzt schon mal, die sind vom Alter her. Also als ich da war, würde ich sagen, dass es eher Menschen waren jenseits der 50, wo es womöglich auch aus Altersgründen schon relativ schwierig sein könnte, auf dem ersten Arbeitsmarkt noch mal eine Anstellung zu finden. Also das war, als ich hatte, als ich da war, nicht den Eindruck, dass es jemand gab, der da unter 50 war.

Lukas

Aber vielleicht habe ich auch einfach jemanden übersehen. Das war jedenfalls mein Eindruck.

Ralph

Und das sind alles Leute, die vorher noch keine Erfahrung mit Theater hatten.

Lukas

Genau. In der Regel vielleicht noch mal kurz, um dir das zu erklären. Also SaraFruchtmann ist eigentlich Regisseurin und hat halt fürs Theater und so gearbeitet. Und sie hat aber diese Idee gehabt mit dem Geschichten aus und leitet es seitdem. Und wir sprechen hier seit 18 Jahren hauptberuflich. Ich habe ihr kurz erklärt, dass in diesem großen Haus ursprünglich mal dieses Witwenhaus drin war, wo arme und mittellose Witwen versorgt worden sind.

Lukas

Und danach war ein Museum zur Stadtgeschichte drin. Das lief aber nicht wirklich und es ging bankrott. Jetzt war aber der Besitzer dieses Hauses immer noch dieser Beschäftigungsträger und da sollte wieder irgendein Projekt rein und vielleicht irgendwas, was auch mit der Stadtgeschichte zu tun hat. Und dann wurde Sara Fruchtmann gefragt, ob sie sich das Haus nicht einfach mal angucken könnte und vielleicht mal so ihre Ideen mitteilen könnte.

Lukas

Und sie hat man dann im Interview gesagt. Eine Regisseurin, das heißt, ab dem Zeitpunkt, wo sie quasi ein leeres Haus sieht, sieht sie Bühnen und das muss bespielt werden. Und dann war diese Idee geboren. Das heißt, die Leute waren dann relativ schnell begeistert. Es gab am Anfang natürlich einige Bauchlandung, logischerweise, weil es ist natürlich nicht einfach so, aus dem Nichts so ein Improtheater Schrägstrich Museum mit Langzeitarbeitslosen auf die Beine zu stellen.

Lukas

Aber eben wie bereits erwähnt, jetzt gibt es Geschichtenhaus, mittlerweile seit 18 Jahren stark. Zu den einzelnen Herausforderungen habe ich Sara Fruchtmann natürlich auch noch mal gefragt.

Sara Fruchtmann

Eine Grundschwierigkeit ist, dass sie einem nicht Schauspieler kein Text auf Papier geben können und sagen So, jetzt spricht das mal, als wäre das gerade eingefallen. Wenn Sie in Schauspieler Papier reintun, kommt Leben raus. Und wenn Sie in Nicht Schauspieler Papier reintun, kommt Papier raus oder etwas. Das klingt wie Papier. Konsequenz Wir arbeiten ohne geschriebenen Text. Wir entwickeln die Rollen ausschließlich aus der Improvisation und da, das ist vielleicht spezifisch, fällt dann auch das Problem weg, dass durchaus nicht alle lesen oder unsere Schrift lesen können.

Sara Fruchtmann

Und es entsteht etwas, das beweglich plastisch genug ist, das man sich dann auf jeden Gast, jede Gruppe, wie sie so reinkommen, einstellen kann.

Ralph

Also, wenn ich das richtig verstanden habe, ist auch ein Aspekt, also ein Aspekt, warum das so extrem improvisiertes? Weil die Leute halt keine Schauspielerfahrung haben und das einfach besser funktioniert und zweitens, weil sie das an das Klientel anpassen können, das Konzept.

Lukas

Genau, und das hast du am Anfang auch gehört. Bei meinem Beispiel aus dem Kaffeehaus mit Georg, dass er dann gefragt hat Ja, warum sind Frauen im Kaffeehaus? Weil zu dieser damaligen Zeit durften Frauen halt nicht ins Kaffeehaus. Es geht also darum, dass man sich so eine gewisse Bandbreite an Wissen draufschafft. Dazu gibt es, habe ich später auch noch ein paar Töne mitgebracht.

Lukas

Wir hören auch noch mal andere Ausschnitte rein. Genau. Also ich will ja nicht zu viel vorwegnehmen, aber damit eben schon mal weiß, die erzählen ja nicht irgendeinen Stuss. Aber das Prinzip ist Improvisation. Und die Leute, die bleiben auch wirklich in ihrer Rolle. Also egal ob die Menschen am Eingang, die mich dann das Haus reingeholt haben und die mir dann auf schwülstiger Sprache erklärt haben, dass er in dem Podcast schon möglicherweise interessiert sein könnten.

Lukas

Oder halt die Person an der Kasse. Also die bleiben da von der Rolle, die haben auch alle ihre Kostüme an und normalerweise ist es so, dass für das Geschichtenhaus 80 Menschen in der Regel arbeiten, also sowohl als Darstellerinnen, aber auch in der Verwaltung oder hinter den Kulissen. Und natürlich ist es so, dass diese Leute dann nicht einfach so ins kalte Wasser reingeschmissen werden.

Lukas

Sie sind immer hier. Hast jetzt fünf Texte zu Historisches Material über Bremen, Jetzt such dir eine Figur aus und spielt es dann. Die bekommen auch eine Ausbildung und da kann dir vielleicht auch Sarafruchtbar noch mal kurz was zu erklären.

Sara Fruchtmann

Bin heilfroh, dass man niemanden zum Spielen zwingen kann. Das wird nix. Das heißt, ich habe von vornherein keine Chance, irgendwie autoritär zu werden. Der Mensch muss so weit sein und da kriegt hier jeder und jede so viel Zeit, wie er sie braucht. Es ist, glaube ich, noch nie jemand unter drei Monaten ins Spiel gekommen. Aber es hat schon Leute gegeben, die haben zwei Jahre was anderes gemacht.

Sara Fruchtmann

Genau gesagt Ich will gar nicht spielen, ich will hier. Ich finde den Besucher im Service toll und ich denk nicht dran, vor Publikum spielend aufzutreten. Nach zwei Jahren kamen sie plötzlich und sagten Ich würd jetzt doch ganz gerne mal ne Rolle spielen.

Ralph

Also die bekommen eine Ausbildung im Sinne von so eine Schauspielausbildung.

Lukas

Also Improausbildung genau, oder Improausbildung.

Ralph

Ja stimmt, ist auch was anderes, aber nur.

Lukas

Wenn die das halt auch wollen. Also natürlich, wenn die im Geschichtenhaus mitarbeiten wollen, dann müssen die auch was machen und die müssen auch in der Regel Kostüme zumindest anhaben oder irgendwie so was, weil das ist halt die Idee von dem Geschichtenhaus. Also da laufen halt nur historische Persönlichkeiten rum. Letztlich aber ob die spielen wollen oder nicht, das bleibt ihnen überlassen.

Lukas

Und das ist natürlich schon krass. Jetzt überleg dir mal, du bist irgendwie lange arbeitslos, du bist jenseits der 50, du hast irgendwie keine Ahnung. Also ich kann mir vorstellen, ich bin nicht in der Situation, aber ich kann mir vorstellen, dass das natürlich einiges an dem Selbstbewusstsein macht und noch an einem Selbstwert möglicherweise. Und dann stellst du dich auf einmal vor wildfremde Menschen hin und imitierst eine historische Persönlichkeit.

Lukas

Das finde ich schon ziemlich krass.

Ralph

Ja, finde ich auch. Mein größter Respekt dafür. Wie ist das denn mit den Leuten? Du hast jetzt die ganze Zeit von diesen Langzeitarbeitslosen gesprochen. Sind die dann trotzdem nach wie vor langzeitarbeitslos oder sind die beschäftigt, also angestellt in diesen Geschichten aus. Wie ist das?

Lukas

Also die sind nicht Angestellten im Geschichtenhaus, weil das ja von dem Beschäftigungsträger ist. Das heißt, die Idee ist, dass die über dieses Geschichtenhaus und über die Darstellung als Skills erwerben, also im Sinne von mit Menschen reden, also eigentlich klassische Dienstleistung, Skills auf Menschen, eigenen Kundenkontakt usw und so fort. Die trainieren ihre Stimme und das soll eine Weiterbildungsmaßnahme sein, die dann wiederum den Staat zurück auf den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht?

Ralph

Denn ja.

Lukas

Ja und vielleicht noch mal ganz kurz zum Aufbau. So ein bisschen habe ich es ja schon anklingen lassen. Also du gehst da rein, nachdem ich diese Leute da erfolgreich angeworben haben. Bei mir hat das gut geklappt, dann gehst du erst mal sonst ein Souterrain, Das ist so ein Felsenkeller und der ist auch. Also das ist doch dieses ganze historische Mauerwerk und so was.

Lukas

Du siehst einfach sofort, Du bist in so einem spätmittelalterlichen Gebäude und dann warten die Leute, bis eine Gruppe zusammenkommt und dann geht es durch diese drei Stockwerke durch und da gibt es bis zu sieben Spielstätten. Normalerweise hätten die mehr Geschichten, aber mehr als sieben, da hält keiner aus. Also weil das dauert dann einfach zu lang. Und insgesamt würde ich mal sagen, dass du je nach Gruppe, je nach Interaktionen zwischen zwei und drei Stunden drin bist.

Ralph

Ja.

Lukas

Genau, weil ich für den eigentlichen Start der Führung zu spät gekommen bin. Ich habe dir erklärt, dass das eine total spontane Aktion war. Habe ich leider nur das dritte Stockwerk mitbekommen. Das hat aber gereicht, weil ich, während ich auf die eigentliche Gruppe gewartet habe, das heißt die Gruppe, die du am Anfang gehört hast. Im Kaffeehaus habe ich mich so ein bisschen mit den Darstellern unterhalten können, die im dritten Stockwerk waren und die sich auf ihre Rollen vorbereitet haben.

(Darstellerinnen beschreiben ihre Kostüme und ihre Vorbereitung. Einmal ist ein Kostüm von 1821, dann von 1910, am Ende werden wir drauf hingeweisen, dass wir uns zu laut unterhalte haben)

Ralph

Solltet ihr leise sein?

Lukas

Ja, wir. Waren zu laut. Ist es auch so. Ein mittelalterlicher Holzdielen Boden, Der halt knarzt. Alles mögliche. Nur Gäste sind dann das Treppenhaus hoch und ja, möglicherweise hat man uns halt gehört und der, der seinem Ende zu es ein bisschen zurück gewiesen hat. Es war dann Georg. Also das hat derjenige, der da der Schauspieler war, der Kaffeehausbesitzer.

Ralph

Ja und wie ist das, wenn man da jetzt so durchgeht? Ich habe es noch nicht ganz verstanden, Ich hab nur verstanden, Es dauert halt 2 bis 3 Stunden und man geht da durch mehrere Räume bzw Stockwerke. Äh, und dann setzt man sich hin, wie bei deinem ersten Ton. Oder steht man dann oder.

Lukas

In der Regel sitzt man und dann dann kommt der Darsteller, die Darstellerin rein in einem Kostüm und erzählt halt eine Geschichte. Und damit du dir das noch mal besser vorstellen kannst, hab ich natürlich noch mal eine zweite Szene mitgebracht. Das ist die Szene, die auf das Kaffeehaus, äh, danach gefolgt ist. Im Nachhinein werde ich dir noch so ein bisschen erklären lassen nach dem Ton, warum ich, also was ich besonders cool an dieser Szene find einen Platz.

Anna (Darstellerin

Unter also bitte schön jetzt.

Ja, schön, dass ihr mich besuchen kommt. Seit ihr den Bremer? Ja noch nicht. Bremer Ich auch nicht mehr da.

Nicht draufgekommen.

Ja, die Liebe hat mich hier nach Bremen geführt. Mein Mann, der Johann Lang und ich, wir haben uns in Leipzig bei der Messe kennengelernt. Der arbeitet hier beim Schiffsbau und brauchte noch Teile für sein Schiff. Und als wir uns sahen, haben wir uns doch gleich ineinander verliebt. Und er fragte mich Anna, möchtest du mit mir nach Bremen kommen?

Ja, sagte ich, und so waren wir hier schon viele Jahre hier in Bremen, in Babelsberg Straße und gegenüber wohnte meine Nachbarin, die geheiratet. Bisher war schon Bescheid. Ich hab mich ja, ja, sie wollte ja mit den Johann Miltenberg, den Zack war Meister mit 21 verheiratet, damit sie in höhere Kreise kommt. Aber ich kann euch verraten, diese Ehe, die war alles andere aber nicht gut. Jeden Abend ist er in die Schenke, hat das Geld besoffen und verspielt. Und wenn man nach Hause kam, haben sie geschlagen und beschimpft. Und mit dem hatte sie ja auch noch drei Kinder.

Ralph

Hmmm, ja, wahrscheinlich spricht sie von einer historischen Persönlichkeit, die ich jetzt zumindest nicht kenne.

Lukas

Genau. Und ich finde, dass das zweite nicht werde jetzt gleich zu dieser historischen Persönlichkeit noch mehr erzählen. Aber ich finde, dass du hier dieses Konzept supergut mitbekommst. Was du. Die Idee ist, wie die Leute ihre Rolle entwickeln, Denn Anna kommt und das hast du mal Dialekt al gehört aus Sachsen. Und jetzt ist es natürlich so, dass eine historische Figur, die in Bremen ist, womöglich mit einem sächsischen Dialekt halt irgendwie auffallen würde und deswegen hat sie für die Entwicklung ihrer historischen Figur ihren eigenen Dialekt halt so ein bisschen mit in die Waagschale geworfen und hat die Geschichte erzählt, dass sie ihren Mann 1820 auf der Messe in Leipzig kennengelernt hat und es sehr sie mitgenommen hat.

Lukas

Und in dieser Rolle ist sie auch gleichzeitig nicht nur die Ehefrau, sondern auch so eine Tante, die strickt auch die ganze Zeit. Währenddessen hat schon so so ein schwarz weißes Kleid an und sitzt da auf ihrem Holzschemel und erklärt immer so nebenbei sie will ja eigentlich gar nicht tratschen, aber das habe ich mitbekommen. Eigentlich will ich ja auch da nicht raten, aber das habe ich mitbekommen.

Lukas

Das ist halt total sympathischen total lieb und sie geht halt auch wirklich mit dem mit dem Publikum in Kontakt. Gesche Gottfried. Was es damit auf sich hat, weil man da auch mal sieht, wie die Geschichten so entwickelt werden. Also es geht darum, sie ist die fiktive Nachbarin von Gesche Gottfried und weil sie halt auch so ein bisschen so ein Waschweib ist, kriegt sie den ganzen Gossip aus den Straßen mit.

Lukas

Was man über Gesche Gottfried weiß: Sie ist eine Serienmörderin, die 15 Menschen vergiftet hat und dann 1831 hingerichtet wurde, nachdem man vier Jahre später die Mordserie nachweisen konnte. Sie wurde auch Engel von Bremen bezeichnet, weil die Leute ursprünglich alle Mitleid hatten, dass es so viele Leute in ihrem Familien und Bekanntenkreis verloren hat. Bis man halt mitbekommen hat, dass sie diejenige, die es tat, alle Genau.

Lukas

Also es ist jetzt irgendwie lustig, aber damals irgendwie ziemlich krass. Also die hat von 18, 12 bis 18 17 nahezu wahllos Arsen an Menschen verteilt und sehr viele verletzt, womöglich auch Menschen getötet, von dem man das gar nicht weiß. Und es gibt zwei so Mordserien und in ihrer ersten Mordserie hat sie jeweils zwei Ehemänner umgebracht mit Arsen. Ihre Mutter, ihren Vater, ihren Bruder, zwei Töchter und ein Sohn.

Lukas

Das sei die erste Mordserie. Dann hat sie ein paar Jahre aufgehört, und dann hat sie sich damals von einer Magd sogenannte Mäusebutter holen lassen. Das ist Butter, die zu einem Teil aus Arsen bestand und mit der man dann teilweise Mäuse vergiften wollte als Mausefalle. Und da sind auch insgesamt ihr Verlobter und Freundinnen und Freunde draufgegangen. Also ziemlich krass, ja.

Lukas

Irgendwann hat ihr Vermieter mal Verdacht geschöpft, als er im Schinken so kleine weiße Körner gefunden hat und die hat er dann zu untersuchen geschickt und dabei kam raus, dass das Arsen ist. Dann ist halt festgenommen worden. Ihre Hinrichtung war dann 1831 durch das Schafott und das sind 35.000 Menschen gekommen. Und diese Hinrichtung war die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen.

Lukas

Und seitdem ist diese Gottfried ein bisschen so, ja, historisches True Crime Format. Also es gibt auch Theaterstücke und Filme und auch Hörspiele und keine Ahnung was. Also es ist auf jeden Fall eine sehr interessante Persönlichkeit. Und Anna also, die du da gehört hast, die möchte halt einfach so das Waschweib sein, die halt das alles mitgekriegt hat. Und dann sagt sie mir wusste das ja nett und dachte immer, dass sie so gut ist und dann hat die so tragisch alle Menschen verloren und ja, aber dann ist rausgekommen, dass sie das war uns so weiter und so fort.

Lukas

Also die gehen voll in ihrer Rolle auf, aber alle, die da arbeiten, das ist echt cool.

Ralph

Und geht man da chronologisch durch dieses Gebäude, durch die Räume, weil dem Georg war 1810 glaube ich, habe ich in Erinnerung, jetzt immer schon ein bisschen weiter.

Lukas

In der Regel ist es so, dass das Ganze vor dem 30-jährigen Krieg beginnt und dann glaube ich, nach dem Ersten Weltkrieg aufhört. Ah ja, ich hoffe, dass Sie da keinen kein Schmarrn erzählt hab. Da muss ich noch mal nachfragen, aber so ungefähr. Also genau, man geht auf jeden Fall chronologisch durch.

Ralph

Hmm.

Lukas

Zum Abschluss noch mal möchte ich dir noch einen Ton von SaraFruchtmann nicht vorenthalten, weil ich glaube das in dem Ton, dass sie das noch mal sehr schön zusammenfasst, worum es bei diesem Projekt eigentlich geht.

Sara Fruchtmann

Hier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten, dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Überwinden natürlich auch Angst. Publikum ist kann was Furchterregende sein?

Ralph

Das glaube ich auch. Also das klingt total anders. Kann ich mir richtig gut vorstellen, dass das einfach ein Projektes, an dem die Leute, die daran teilnehmen, wachsen können und wo die viel mitnehmen können, sei es für für die künftige Arbeit. Mal schauen. Aber auf jeden Fall auch fürs Persönliche.

Lukas

Also ich kann das Geschichten aus jedem empfehlen. Also ich habe ja nur zwei Stationen mitbekommen, aber die waren cool genug. Also wenn ich das nächste Mal in Bremen bin, dann mache ich da auf jeden Fall eine komplette Tour mit. Es ist auch sehr gut besucht. Also vor Corona waren es 40.000 Menschen pro Jahr, da gehen die jetzt wieder so ein bisschen hin.

Lukas

Im Schnitt kommen 100 Leute am Tag, die da eine Führung wollen und das ist natürlich schon cool. Also ist auch immer gut geöffnet, das heißt ganz zu ganz normalen Bürozeiten.

Ralph

Also ich find halt was, was du mir und uns jetzt vorgestellt hast. Ich finde, dass das so eine solche Technik auch ist, die sich ruhig auch andere Museen vielleicht angucken könnten und vielleicht übernehmen könnten, weil es könnte man ja locker auch in Museumskontext von also von einem regulären Museum oder von einer Galerie oder was weiß ich was übernehmen.

Lukas

Voll Also es ist immer noch ein bundesweit einmaliges Projekt und das finde ich echt krass, weil es funktioniert ja super. Also da sind mehrere 1000 Menschen durch dieses Improtheater Schauspielprogramm durchgegangen und viele haben halt auch Jobs gefunden. Also SaraFruchtmann hat mir erklärt, also nicht jeder findet was, das ist ganz klar. Nur weil die da spielen, heißt es nicht, dass sie dann drei Monate später ihren Traumjob finden.

Lukas

Aber es gibt halt auch so Biografien von Menschen. Das hat ne SaraFruchtmann erzählt. Da dachte sie, der findet nie was. Und dann hat er was gefunden. Und da hat dieses Projekt einfach so viel Selbstbewusstsein gegeben, dass der halt dann auch ganz anders zum Beispiel in Bewerbungen reingegangen ist und ganz anders sich halt auch verkaufen konnte. Ja, das ist halt schon super.

Lukas

Also ich versteh’s nicht, warum es das nicht häufiger gibt. Und ich denk mir, dass viele Stadtmuseen von solchen Initiativen echt profitieren könnten, weil ich glaube, dass gerade bei Stadtmuseen, die haben ja manchmal so ein Nimbus, so ein bisschen antiquiert zu sein und ich finde, das ist halt irgendwie superk cool, wie du einfach mit mit wenig Geld. Also es ist sehr, sehr, sehr viel Aufwand.

Lukas

Es ist ja nicht wenig Aufwand, aber es ist halt irgendwie Aufwand, der halt vielen Menschen sehr viel Gutes bringt, weil die Gäste haben ne tolle Führung. Ich glaube, dass das viel kurzweiliger ist als alle anderen Museen. Die Menschen haben was davon, weil die was Gutes bekommen und die Museumslandschaft wird wird reicher. Um dieses Projekt also von daher ich kann das.

Lukas

Ich kann das nur raten, wenn hier Leute zuhören im Museumskontext, die sich überlegen Hey, wie können wir unsere Ausstellung sozialer gestalten, wie könnten wir vielleicht auch ein Projekt mit Langzeitarbeitslosen machen oder so was? Ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass man das analog zum Bremer Geschichtenhaus machen kann. Und ich glaube auch so wie SaraFruchtmann einschätzt, dass sie auch wirklich sehr kooperationsbereit wär und auch gerne ihre Erfahrungen weitergeben würde, sage ich jetzt einfach mal Frau Fuchtel, wenn Sie das wirklich.

Ralph

Ja, schön, schön. Ja, vielen Dank für dieses mal andere Haus, das du jetzt heut vorgestellt hast. Also mich würde es auch reizen. Ich würde auch hingehen. Also eine Frage habe ich noch, weil ich ja immer so ein bisschen so ein schüchterner Typ bin. Du kommst da hin und du würdest ja gefragt, wie du heißt und würde auch so ein bisschen fragen ans Publikum gibt es da und so, aber man hat da jetzt nicht so viel, wie soll ich sagen Interaktion oder wird da irgendwie im Mittelpunkt gestellt als Besucher, Besucherin oder doch.

Lukas

Doch, die gibt es dann auch, als sie. Die Leute interagieren auch mit dir, die sind ja Impro geschult, das heißt die also das heißt natürlich, die reden mit dir und du redest auch mit denen. Du kannst sie noch fragen, Die Hemmschwelle ist sehr niedrig. Also noch mal, ich habe nicht alles dazu mitbekommen. Ja, das heißt, ich kann da nur von meiner Erfahrung sprechen.

Lukas

Und natürlich war das dann irgendwie erst mal wird, wenn ich dann von diesem Kaffeehaus Georg angesprochen werde, aber das ist so schnell, das ist eine total entspannt und total lockere Atmosphäre.

Ralph

Ja schön.

Lukas

Ja, dann so viel zum Bremer Geschichtenhaus. Ich habe meinen Soll erfüllt für diese Folge. Und Ralph, wir haben ja für den September ein kleines Special vorbereitet, und zwar können sich ja die Hörenden von Bitte nicht anfassen auf eine Kooperation freuen und auf eine sehr große Kooperation dieses Mal Vielleicht kannst du ein bisschen was dazu erzählen.

Ralph

Ja, und zwar haben wir uns gedacht, wir gehen doch mal eine Kooperation mit einem Museumsverbund ein, der mehrere Museen und das sich eben verbindet und wir werden mal ein bisschen was anderes machen. Also keine Sorge, Leute, es bleibt schon noch. Bitte nicht anfassen. Und wir besuchen abwechselnd Museen und stellen das dann dem anderen vor. Aber es wird dann doch irgendwie die eine oder andere Überraschung dabei geben.

Ralph

Ich möchte nicht zu viel verraten, aber im Monat September werden wir wahrscheinlich mehr als eine Folge veröffentlichen. Das wird jetzt mal intensiver für euch alle.

Lukas

Das ist richtig. Wir freuen uns jedenfalls sehr auf dieses Projekt und sind natürlich dann auch gespannt, wenn ihr zum Beispiel Feedback zu dieser Folge habt. Vielleicht, wenn ihr auch ähnliche Ideen kennt. Museumsinitiativen. Irgendwie ist das ein rechter. Meldet euch gerne bei uns, wir bauen es gerne mit ein oder lass uns davon auch gerne inspirieren. Und natürlich wie immer der Aufruf Wenn euch bitte nichts anfassen gefällt, dann bewertet uns, schickt uns weiter, abonniert uns.

Lukas

Das ist für uns ganz wichtig, damit wir auch Reichweite bekommen und auch möglichst viele Menschen von diesen kleinen Museen und den tollen Geschichten profitieren können.

Ralph

So ist es. Dann entlasse ich euch alle mal in den Feierabend oder in den Tag, wo noch immer ihr das hört. Und wir wiederum hören uns dann im September Zack, Tschüss.

Der Beitrag Über eine Giftmörderin und wie der Kaffee nach Deutschland kam – das Bremer Geschichtenhaus erschien zuerst auf Escucha.

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Kapitel

1. Intro (00:00:00)

2. Eine weirde Sehnsucht nach Bremen (00:03:42)

3. 1. Szene: Wie der Kaffee nach Deutschland kam (00:06:40)

4. Die zweite Besonderheit (00:10:35)

5. Orga, Impro und sonstige Herausforderungen (00:16:35)

6. 2. Szene: Gesche Gottfried und die Giftmorde (00:22:54)

7. Ralphs Fragen am Ende (00:32:14)

8. Schluss und Ausblick auf Septemer-Special (00:34:56)

40 episoder

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BITTE NICHT ANFASSEN! #33 – Das Bremer Geschichtenhaus

Show Notes

Es gibt Museen zur Stadtgeschichte und dann gibt es das Bremer Geschichtenhaus. Statt schnöder Objekte stellen hier Menschen verschiedene Szenen aus der Stadtgeschichte dar; weder cringe noch langweilig, sondern ziemlich witzig und vor allem ziemlich interessant. Darüber hinaus ist das Geschichtenhaus auch noch ein soziales Projekt: Denn die Darstellenden sind Langzeitarbeitslose, die hier die Möglichkeit haben über sich hinauszuwachsen. Lukas berichtet von seinem ganz spontanen Besuch im Bremer Schnoorviertel.

#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Bremen #sozial #impro #Geschichte

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Hilfreiche Links:

Hier noch ein paar Infos zu Gesche Gottfried:

https://www.bremen.de/bildung-und-beruf/politische-bildung/gesche-gottfried

Insgesamt behaupten Leipzig, Regensburg und Hamburg das erste Kaffeehaus in Deutschland zu haben. Alles Quatsch. Es ist Bremen:

https://www.faz.net/aktuell/reise/nah/bremen-ein-hort-deutscher-kaffee-kultur-1438233.html

Infos und Videos zum Schnoorviertel.

https://www.bremen.de/tourismus/sehenswuerdigkeiten/schnoor

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Infos zum Museum:

Bremer Geschichtenhaus

Wüstestätte 10

28195 Bremen

https://bremer-geschichtenhaus.de

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über BITTE NICHT ANFASSEN!:

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser.

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr.

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/

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Kontakt:
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/
E-Mail: info[at]escucha.de

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Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen

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Podcast-Credits:

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger
Produktion: Escucha GbR
Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge!

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Transkript

Sara Fruchtmann

Hier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten Dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von Scooter.

Lukas

Hallo an alle da draußen und herzlich willkommen zu dieser brandneuen Folge von Bitte nicht anfassen! Muss jemand anders. Ich bin Lukas.

´

Ralph

Und ich bin Ralph. Und zusammen haben wir diesen tollen Podcast über kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen in Deutschland, aber auch darüber hinaus. Bei dem wir abwechselnd die Museen besuchen, mit den Betreiber Betreiberin sprechen und dem anderen davon erzählen.

´

Lukas

Und das Tolle ist, dass es nicht ausschließlich um die Museen geht, sondern dass in jedem Museum sich immer fantastische kleine Geschichten verstecken, die gut für Fun Facts auf Partys. Und ich habe so einen Fun Fact in der letzten Folge gelernt. Ralph. Und zwar, als du mir erklärt hast, wo hier die Ursprünge der Nachrichtenagentur Reuters kommt, nämlich von Brieftauben, die von Brüssel nach Aachen organisiert worden sind.

Lukas

Und das hat mich ehrlich gesagt ziemlich geflasht.

Ralph

Freut mich. So soll es ja sein. Vielleicht hat es den einen oder anderen da draußen auch geflasht. Wir hatten ja am Ende der Folge auch über die auflagenstärksten Zeitungen ein bisschen gesprochen, wo ich gesagt habe na ja, es gibt da dieses Japanische und das gemeint, dass durch die chinesische Zeitung, also die der Kommunistischen Partei, eigentlich mehr Auflagen haben müsste.

Ralph

Ich hab da jetzt mal nachgeguckt und die Parteizeitung heißt Renmin Ribao und die hat eine Auflage von nur 2,5 Millionen Exemplaren.

Lukas

Alles klar?

Ralph

Ja, und ich hab nochmal geguckt, weil die New York Times hast ja auch genannt und die New York Times, die hat, wenn man jetzt wirklich alle Abonnenten auch mit dazu nimmt, auch online und so, dann kommt die auf 10 Millionen. Aber im Print ist es dann doch deutlich weniger. Da hat sie nur eine Auflage von knapp 300.000 Stück.

Lukas

Das ist ja weniger als der Spiegel, oder? Ich glaube, der Spiegel hat noch irgendwie acht oder 900.000. Ich glaube.

Ralph

Dass die Bild auch deutlich mehr hat. Ich habe mal geguckt. Die auflagenstärksten Zeitungen der Welt und da ist die BILD. Ich möchte jetzt nicht lügen, aber die ist glaube ich, in den Top fünf.

Lukas

Hätten wir das auch geklärt. Ähm, genau. Und da du ja in der vergangenen, im vergangenen Monat die Folge vorgestellt hast, das Museum vorgestellt hast, bin ja dieses Mal echt dran.

Ralph

Genau. Hoffentlich mit einer sommerlichen Folgewoche.

Lukas

Ja, es ist auf jeden Fall was für ein Städtetrip. Sagen wir’s mal so.

Ralph

Na schön, lasse ich mich mal überraschen.

Lukas

Hast du weiße Flecken in Deutschland, wo du schon immer mal hinwollte, es aber noch nie warst? Oder Städte, in die du schon immer mal besuchen wolltest, Aber wo du es noch nie geschafft hast.

Ralph

Oh, hier jetzt schon einige. Tatsächlich? Ich war zum Beispiel noch nicht in Dresden. Das sind noch auf meiner Liste. Ich war aber auch nicht in der. Wie heißt die Mecklenburgische Seenplatte? War ich auch noch nicht. Und hm. Und ich war zum Beispiel auch noch nicht mal im Schloss Neuschwanstein. Warst du da mal?

Lukas

Ja. Also, alles das, was du gesagt hast. Da war ich schon. Und das kann ich auch alles empfehlen. Bis auf Neuschwanstein. Das fand ich nicht so cool. Ein bisschen Disneyland bei mir wars Bremen. Tatsächlich ein bisschen. Beruflich viel unterwegs gewesen. Und ich war ja schon in Deutschland. Echt fast überall. Aber ich war eben noch nicht in Bremen. Für diese Folge bin ich ganz spontan über das Museum gestolpert, weil eigentlich hatte ich einen anderen beruflichen Termin in Bremerhaven und habe mich dazu entschlossen, eine Nacht in Bremen zu verbringen, um mir mal so ein bisschen das Stadtzentrum von Bremen anzuschauen.

Lukas

Ja, was weißt du über Bremen, dass ich da.

Ralph

Schon mal war und dass im Stadtzentrum eine Statue der Bremer Stadtmusikanten steht?

Lukas

Genau, Bremer Stadtmusikanten, ganz bekannt. Darüber hinaus ist es der zweitgrößte deutsche Hafen. Man kennt den Roland noch, dass es diese dritter Statue die gibt es übrigens weltweit 27 Mal hab ich nachgeguckt, die ist sehr häufig und sehr gerne kopiert worden. Er ist eine schöne Stadt und ich weiß nicht, Wenn du in Bremen warst, warst du im Schnoor Viertel.

Ralph

Nee, ich war das so kurz. Nur ich hab da. Ich war da auch beruflich.

Lukas

Also das Schnoor Viertel, das ist ein Stadtviertel, was bei Touristen besonders beliebt ist. Das ist total süß. Sind lauter so kleine Häuser, Teehäuser, Läden. Keine Ahnung, was. Manche Gassen sind so eng, dass man da kaum durchkommt. Also, das ist irgendwie so ganz, ganz süßes, mittelalterliches Gässchen Viertel. Und ich bin da natürlich auch durch, weil ich am Spätnachmittag abends noch Zeit dafür hatte und auf einmal stehe ich, bleib ich von dem Haus stehen mit roter Fassade auch ich schätze mal 16. Jahrhundert, 16., 17. Jahrhundert.

Lukas

Irgendwie so was. Und da stehen zwei Leute vor dem Haus, zwei Männer mit so Spitzhüten. Diese historischen Spitzhüte, die man vielleicht kennt. Wenn du an so klassische Piratenhüte denkst, diese Dreieckshüte.

Ralph

Na ja.

Lukas

Genau. Mit zwei, drei Spitz, genau, mit so einem Gehrock usw und so fort. Und ich habe dann rausgefunden, dass dieses Haus früher ein Witwenhaus war, das von bremischen Kaufleuten finanziert wurde. Also das heißt, verarmte Witwen haben da sozusagen Unterkunft kostenlos gefunden. Und heute hat es aber eine ganz andere Funktion. Diese zwei Männer, die da in den Spitzhüten und historischen Ausstattungen vor diesem Museum standen, deren Funktion war, so ein bisschen dich in dieses Haus reinzuführen.

Lukas

Und ich habe dann mit den Leuten gesprochen, die haben auch geantwortet, wie man im 18. Jahrhundert antworten würde, also schwülstig bis hin zu pittoreske Sprache. Die haben mir dann erklärt, worum es in diesem Haus geht. Ich habe mich dann vorgestellt und gesagt, dass sie DNA machen und was es mit Bitte nicht anfassen soll auf sich hat. Und die fanden es dann ziemlich cool und meinten ja, wir könnten spontan was machen.

Lukas

Und dann habe ich gesagt Scheiße, ich habe mein Aufnahmegerät vergessen und dann bin ich wirklich zurückgerast zum Hotel, habe das Aufnahmegerät geholt und bin dann wieder hin, habe das Aufnahmegerät angeschaltet und die haben tatsächlich für mich noch ein bisschen länger aufgemacht und haben das ganz spontan für mich ermöglicht, dass ich da eine BNA Folge machen konnte. Also noch mal, noch mal vielen Dank.

Lukas

So was sich im Inneren dieses Hauses verbirgt. Da haben wir mal ganz kurz in einen Ton rein.

Ralph

Da bin ich ja mal gespannt.

(Ton aus dem Geschichtenhaus. Georg, Schauspieler, stellt sein fiktives Bremer Kaffeehaus aus 1810 vor)

Ralph

Okay, machen wir das. Gut. Okay. Das war ja mal strange. Ja, Ja. Also, ich habe mich ja am Anfang gewundert. Okay, sind auch noch andere Leute da. Und das wirkt ja dann irgendwie wie so ein Theaterstück. Aber ist es ja nicht.

Lukas

Ja, also du hast schon echt paar gute Schlagworte genannt und was du da gerade gehört, dass das war eine Stelle, aus der aus dem Bremer Geschichtenhaus und das Bremer Geschichten Haus. Das ist eine Mischung aus Museum und Improtheater, was sich um die Stadtgeschichte Bremens dreht und was du da gehört hast. Dass es eine von bis zu sieben Stationen, die es auf drei Stockwerken gibt.

Lukas

Und alle diese Stationen haben eine Gemeinsamkeit Es gibt eigentlich keine Museumsobjekte, es gibt nur ein bisschen Kulisse. Es gibt dafür aber immer Menschen, die Geschichten aus dieser Zeit nacherzählen. Und was du jetzt gerade gehört hast, das ist der fiktive Kaffeehausbesitzer Georg, der 1810 in das Kaffeehaus einlädt. Also wir sind da zu der Zeit, in der Bremen von von Franzosen besetzt ist, also von napoleonischen Truppen besetzt ist.

Lukas

Und der erklärt dann zum Beispiel weiter im Ton, aber das dauert noch zu lange. Deswegen hab ich nur den ersten Eindruck da rein gemacht, dass zum Beispiel in Bremen das erste Kaffeehaus im deutschsprachig Raum eröffnet wurde, noch zehn Jahre vor Wien, weil die Wiener ja immer behaupten, dass sie die ersten Kaffeehäuser im deutschsprachigen Raum gehabt hätten. Es stimmt nicht.

Lukas

Es war in Bremen, das lag am Hafen usw und so fort. Genau, genau nimmt das Wien. Und diese Menschen, die wie Georg in diesem Fall die spielen also nicht wirklich historische Menschen nach, die es wirklich gegeben hat. Also das ist kein Fake Napoleon der irgendwas vorstellt, sondern die spielen Menschen nach, die und das ist so ein bisschen das Motto, die es hätte geben können.

Lukas

Ja, das ist sozusagen schon mal die erste Idee dieses Bremer Geschichtenhauses. Es gibt aber noch eine zweite Besonderheit und diese Besonderheit soll dir SaraFrucht Mann erklären. SaraFruchtmann ist diejenige, die die Idee des Bremer Geschichtenhauses hatte und die einen ganz besonderen Twist in das Geschichten aus eingebaut hat.

Sara Fruchtmann

Was sie gemeinsam haben, ist Sie waren lange arbeitslos. Wir gehören zu einem Beschäftigungsträger. Das heißt, wir bieten Arbeit an für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Arbeit finden und in dem Rahmen lernt man hier als Darstellerin zu agieren und mit großem Erfolg. Das kommt sehr gut an bei den Besucherinnen.

Ralph

Sehr, sehr cool. Ein soziales Projekt, das den Leuten wahrscheinlich dann auch wieder so ein bisschen Selbstvertrauen gibt. Und vor allem sie kommen unter Menschen werden ja auch sozial eingebunden. Finde ich super. Also bin ich jetzt schon Fan.

Lukas

Ja, es ist ein tolles Projekt und vor allem Langzeitarbeitslosigkeit ist in Bremen ein Riesenproblem. Davon hat nämlich Bremen überdurchschnittlich viel. Aktuell sind es um die 16.000 Menschen die Langzeitarbeitslos sind. Und statistisch ist es so Je länger du arbeitslos bist, desto schwieriger findest du auch was. Da auch noch mal zu Relation was Langzeitarbeitslosigkeit mit dir macht. Noch mal ein kurzer Ton von SaraFruchtmann.

Sara Fruchtmann

Glücksforscher ordnen lange Arbeitslosigkeit so knapp unter chronischer Krankheit an, wenn es um das Unglück geht, das das mit sich bringt. Und das heißt, eine unserer Aufgaben ist, die Menschen wieder aufzubauen. Das Schöne, wenn man mit Spiel mit Darstellen im Spiel arbeitet, ist das ist ja nichts anderes als Leben. Also einer meiner Lieblingssätze ist Spiel ist konzentriertes Leben. Was tut man schon, wenn man spielt?

Sara Fruchtmann

Man steht, man geht, man lacht, man redet. Alles Dinge, die wir sonst auch tun. Aber in einem, wenn Sie so wollen, in einer kontrollierten Versuchsanordnung. Das heißt, da gibt es Möglichkeiten, das Verhalten, das Selbstempfinden neu auszurichten.

Ralph

Ja, kann ich voll nachvollziehen. Klingt total logisch und auch cool. Ich habe eine Frage noch Langzeitarbeitslosigkeit. Also auf welche Dauer geht es dann los?

Lukas

Langzeitarbeitslosigkeit ist natürlich eine Definitionsfrage, aber im Prinzip spricht man davon, Menschen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind. Das Klientel von SaraFruchtmann. Es sind wirklich Menschen, die mehr als ein Jahr würde ich mal sagen, in der Regel keine Arbeit hatten. Also mehrere Jahre.

Ralph

Was sind das denn für Menschen dann vom Alter her?

Lukas

Also ich komme da später noch ein bisschen drauf zurück, aber vielleicht jetzt schon mal, die sind vom Alter her. Also als ich da war, würde ich sagen, dass es eher Menschen waren jenseits der 50, wo es womöglich auch aus Altersgründen schon relativ schwierig sein könnte, auf dem ersten Arbeitsmarkt noch mal eine Anstellung zu finden. Also das war, als ich hatte, als ich da war, nicht den Eindruck, dass es jemand gab, der da unter 50 war.

Lukas

Aber vielleicht habe ich auch einfach jemanden übersehen. Das war jedenfalls mein Eindruck.

Ralph

Und das sind alles Leute, die vorher noch keine Erfahrung mit Theater hatten.

Lukas

Genau. In der Regel vielleicht noch mal kurz, um dir das zu erklären. Also SaraFruchtmann ist eigentlich Regisseurin und hat halt fürs Theater und so gearbeitet. Und sie hat aber diese Idee gehabt mit dem Geschichten aus und leitet es seitdem. Und wir sprechen hier seit 18 Jahren hauptberuflich. Ich habe ihr kurz erklärt, dass in diesem großen Haus ursprünglich mal dieses Witwenhaus drin war, wo arme und mittellose Witwen versorgt worden sind.

Lukas

Und danach war ein Museum zur Stadtgeschichte drin. Das lief aber nicht wirklich und es ging bankrott. Jetzt war aber der Besitzer dieses Hauses immer noch dieser Beschäftigungsträger und da sollte wieder irgendein Projekt rein und vielleicht irgendwas, was auch mit der Stadtgeschichte zu tun hat. Und dann wurde Sara Fruchtmann gefragt, ob sie sich das Haus nicht einfach mal angucken könnte und vielleicht mal so ihre Ideen mitteilen könnte.

Lukas

Und sie hat man dann im Interview gesagt. Eine Regisseurin, das heißt, ab dem Zeitpunkt, wo sie quasi ein leeres Haus sieht, sieht sie Bühnen und das muss bespielt werden. Und dann war diese Idee geboren. Das heißt, die Leute waren dann relativ schnell begeistert. Es gab am Anfang natürlich einige Bauchlandung, logischerweise, weil es ist natürlich nicht einfach so, aus dem Nichts so ein Improtheater Schrägstrich Museum mit Langzeitarbeitslosen auf die Beine zu stellen.

Lukas

Aber eben wie bereits erwähnt, jetzt gibt es Geschichtenhaus, mittlerweile seit 18 Jahren stark. Zu den einzelnen Herausforderungen habe ich Sara Fruchtmann natürlich auch noch mal gefragt.

Sara Fruchtmann

Eine Grundschwierigkeit ist, dass sie einem nicht Schauspieler kein Text auf Papier geben können und sagen So, jetzt spricht das mal, als wäre das gerade eingefallen. Wenn Sie in Schauspieler Papier reintun, kommt Leben raus. Und wenn Sie in Nicht Schauspieler Papier reintun, kommt Papier raus oder etwas. Das klingt wie Papier. Konsequenz Wir arbeiten ohne geschriebenen Text. Wir entwickeln die Rollen ausschließlich aus der Improvisation und da, das ist vielleicht spezifisch, fällt dann auch das Problem weg, dass durchaus nicht alle lesen oder unsere Schrift lesen können.

Sara Fruchtmann

Und es entsteht etwas, das beweglich plastisch genug ist, das man sich dann auf jeden Gast, jede Gruppe, wie sie so reinkommen, einstellen kann.

Ralph

Also, wenn ich das richtig verstanden habe, ist auch ein Aspekt, also ein Aspekt, warum das so extrem improvisiertes? Weil die Leute halt keine Schauspielerfahrung haben und das einfach besser funktioniert und zweitens, weil sie das an das Klientel anpassen können, das Konzept.

Lukas

Genau, und das hast du am Anfang auch gehört. Bei meinem Beispiel aus dem Kaffeehaus mit Georg, dass er dann gefragt hat Ja, warum sind Frauen im Kaffeehaus? Weil zu dieser damaligen Zeit durften Frauen halt nicht ins Kaffeehaus. Es geht also darum, dass man sich so eine gewisse Bandbreite an Wissen draufschafft. Dazu gibt es, habe ich später auch noch ein paar Töne mitgebracht.

Lukas

Wir hören auch noch mal andere Ausschnitte rein. Genau. Also ich will ja nicht zu viel vorwegnehmen, aber damit eben schon mal weiß, die erzählen ja nicht irgendeinen Stuss. Aber das Prinzip ist Improvisation. Und die Leute, die bleiben auch wirklich in ihrer Rolle. Also egal ob die Menschen am Eingang, die mich dann das Haus reingeholt haben und die mir dann auf schwülstiger Sprache erklärt haben, dass er in dem Podcast schon möglicherweise interessiert sein könnten.

Lukas

Oder halt die Person an der Kasse. Also die bleiben da von der Rolle, die haben auch alle ihre Kostüme an und normalerweise ist es so, dass für das Geschichtenhaus 80 Menschen in der Regel arbeiten, also sowohl als Darstellerinnen, aber auch in der Verwaltung oder hinter den Kulissen. Und natürlich ist es so, dass diese Leute dann nicht einfach so ins kalte Wasser reingeschmissen werden.

Lukas

Sie sind immer hier. Hast jetzt fünf Texte zu Historisches Material über Bremen, Jetzt such dir eine Figur aus und spielt es dann. Die bekommen auch eine Ausbildung und da kann dir vielleicht auch Sarafruchtbar noch mal kurz was zu erklären.

Sara Fruchtmann

Bin heilfroh, dass man niemanden zum Spielen zwingen kann. Das wird nix. Das heißt, ich habe von vornherein keine Chance, irgendwie autoritär zu werden. Der Mensch muss so weit sein und da kriegt hier jeder und jede so viel Zeit, wie er sie braucht. Es ist, glaube ich, noch nie jemand unter drei Monaten ins Spiel gekommen. Aber es hat schon Leute gegeben, die haben zwei Jahre was anderes gemacht.

Sara Fruchtmann

Genau gesagt Ich will gar nicht spielen, ich will hier. Ich finde den Besucher im Service toll und ich denk nicht dran, vor Publikum spielend aufzutreten. Nach zwei Jahren kamen sie plötzlich und sagten Ich würd jetzt doch ganz gerne mal ne Rolle spielen.

Ralph

Also die bekommen eine Ausbildung im Sinne von so eine Schauspielausbildung.

Lukas

Also Improausbildung genau, oder Improausbildung.

Ralph

Ja stimmt, ist auch was anderes, aber nur.

Lukas

Wenn die das halt auch wollen. Also natürlich, wenn die im Geschichtenhaus mitarbeiten wollen, dann müssen die auch was machen und die müssen auch in der Regel Kostüme zumindest anhaben oder irgendwie so was, weil das ist halt die Idee von dem Geschichtenhaus. Also da laufen halt nur historische Persönlichkeiten rum. Letztlich aber ob die spielen wollen oder nicht, das bleibt ihnen überlassen.

Lukas

Und das ist natürlich schon krass. Jetzt überleg dir mal, du bist irgendwie lange arbeitslos, du bist jenseits der 50, du hast irgendwie keine Ahnung. Also ich kann mir vorstellen, ich bin nicht in der Situation, aber ich kann mir vorstellen, dass das natürlich einiges an dem Selbstbewusstsein macht und noch an einem Selbstwert möglicherweise. Und dann stellst du dich auf einmal vor wildfremde Menschen hin und imitierst eine historische Persönlichkeit.

Lukas

Das finde ich schon ziemlich krass.

Ralph

Ja, finde ich auch. Mein größter Respekt dafür. Wie ist das denn mit den Leuten? Du hast jetzt die ganze Zeit von diesen Langzeitarbeitslosen gesprochen. Sind die dann trotzdem nach wie vor langzeitarbeitslos oder sind die beschäftigt, also angestellt in diesen Geschichten aus. Wie ist das?

Lukas

Also die sind nicht Angestellten im Geschichtenhaus, weil das ja von dem Beschäftigungsträger ist. Das heißt, die Idee ist, dass die über dieses Geschichtenhaus und über die Darstellung als Skills erwerben, also im Sinne von mit Menschen reden, also eigentlich klassische Dienstleistung, Skills auf Menschen, eigenen Kundenkontakt usw und so fort. Die trainieren ihre Stimme und das soll eine Weiterbildungsmaßnahme sein, die dann wiederum den Staat zurück auf den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht?

Ralph

Denn ja.

Lukas

Ja und vielleicht noch mal ganz kurz zum Aufbau. So ein bisschen habe ich es ja schon anklingen lassen. Also du gehst da rein, nachdem ich diese Leute da erfolgreich angeworben haben. Bei mir hat das gut geklappt, dann gehst du erst mal sonst ein Souterrain, Das ist so ein Felsenkeller und der ist auch. Also das ist doch dieses ganze historische Mauerwerk und so was.

Lukas

Du siehst einfach sofort, Du bist in so einem spätmittelalterlichen Gebäude und dann warten die Leute, bis eine Gruppe zusammenkommt und dann geht es durch diese drei Stockwerke durch und da gibt es bis zu sieben Spielstätten. Normalerweise hätten die mehr Geschichten, aber mehr als sieben, da hält keiner aus. Also weil das dauert dann einfach zu lang. Und insgesamt würde ich mal sagen, dass du je nach Gruppe, je nach Interaktionen zwischen zwei und drei Stunden drin bist.

Ralph

Ja.

Lukas

Genau, weil ich für den eigentlichen Start der Führung zu spät gekommen bin. Ich habe dir erklärt, dass das eine total spontane Aktion war. Habe ich leider nur das dritte Stockwerk mitbekommen. Das hat aber gereicht, weil ich, während ich auf die eigentliche Gruppe gewartet habe, das heißt die Gruppe, die du am Anfang gehört hast. Im Kaffeehaus habe ich mich so ein bisschen mit den Darstellern unterhalten können, die im dritten Stockwerk waren und die sich auf ihre Rollen vorbereitet haben.

(Darstellerinnen beschreiben ihre Kostüme und ihre Vorbereitung. Einmal ist ein Kostüm von 1821, dann von 1910, am Ende werden wir drauf hingeweisen, dass wir uns zu laut unterhalte haben)

Ralph

Solltet ihr leise sein?

Lukas

Ja, wir. Waren zu laut. Ist es auch so. Ein mittelalterlicher Holzdielen Boden, Der halt knarzt. Alles mögliche. Nur Gäste sind dann das Treppenhaus hoch und ja, möglicherweise hat man uns halt gehört und der, der seinem Ende zu es ein bisschen zurück gewiesen hat. Es war dann Georg. Also das hat derjenige, der da der Schauspieler war, der Kaffeehausbesitzer.

Ralph

Ja und wie ist das, wenn man da jetzt so durchgeht? Ich habe es noch nicht ganz verstanden, Ich hab nur verstanden, Es dauert halt 2 bis 3 Stunden und man geht da durch mehrere Räume bzw Stockwerke. Äh, und dann setzt man sich hin, wie bei deinem ersten Ton. Oder steht man dann oder.

Lukas

In der Regel sitzt man und dann dann kommt der Darsteller, die Darstellerin rein in einem Kostüm und erzählt halt eine Geschichte. Und damit du dir das noch mal besser vorstellen kannst, hab ich natürlich noch mal eine zweite Szene mitgebracht. Das ist die Szene, die auf das Kaffeehaus, äh, danach gefolgt ist. Im Nachhinein werde ich dir noch so ein bisschen erklären lassen nach dem Ton, warum ich, also was ich besonders cool an dieser Szene find einen Platz.

Anna (Darstellerin

Unter also bitte schön jetzt.

Ja, schön, dass ihr mich besuchen kommt. Seit ihr den Bremer? Ja noch nicht. Bremer Ich auch nicht mehr da.

Nicht draufgekommen.

Ja, die Liebe hat mich hier nach Bremen geführt. Mein Mann, der Johann Lang und ich, wir haben uns in Leipzig bei der Messe kennengelernt. Der arbeitet hier beim Schiffsbau und brauchte noch Teile für sein Schiff. Und als wir uns sahen, haben wir uns doch gleich ineinander verliebt. Und er fragte mich Anna, möchtest du mit mir nach Bremen kommen?

Ja, sagte ich, und so waren wir hier schon viele Jahre hier in Bremen, in Babelsberg Straße und gegenüber wohnte meine Nachbarin, die geheiratet. Bisher war schon Bescheid. Ich hab mich ja, ja, sie wollte ja mit den Johann Miltenberg, den Zack war Meister mit 21 verheiratet, damit sie in höhere Kreise kommt. Aber ich kann euch verraten, diese Ehe, die war alles andere aber nicht gut. Jeden Abend ist er in die Schenke, hat das Geld besoffen und verspielt. Und wenn man nach Hause kam, haben sie geschlagen und beschimpft. Und mit dem hatte sie ja auch noch drei Kinder.

Ralph

Hmmm, ja, wahrscheinlich spricht sie von einer historischen Persönlichkeit, die ich jetzt zumindest nicht kenne.

Lukas

Genau. Und ich finde, dass das zweite nicht werde jetzt gleich zu dieser historischen Persönlichkeit noch mehr erzählen. Aber ich finde, dass du hier dieses Konzept supergut mitbekommst. Was du. Die Idee ist, wie die Leute ihre Rolle entwickeln, Denn Anna kommt und das hast du mal Dialekt al gehört aus Sachsen. Und jetzt ist es natürlich so, dass eine historische Figur, die in Bremen ist, womöglich mit einem sächsischen Dialekt halt irgendwie auffallen würde und deswegen hat sie für die Entwicklung ihrer historischen Figur ihren eigenen Dialekt halt so ein bisschen mit in die Waagschale geworfen und hat die Geschichte erzählt, dass sie ihren Mann 1820 auf der Messe in Leipzig kennengelernt hat und es sehr sie mitgenommen hat.

Lukas

Und in dieser Rolle ist sie auch gleichzeitig nicht nur die Ehefrau, sondern auch so eine Tante, die strickt auch die ganze Zeit. Währenddessen hat schon so so ein schwarz weißes Kleid an und sitzt da auf ihrem Holzschemel und erklärt immer so nebenbei sie will ja eigentlich gar nicht tratschen, aber das habe ich mitbekommen. Eigentlich will ich ja auch da nicht raten, aber das habe ich mitbekommen.

Lukas

Das ist halt total sympathischen total lieb und sie geht halt auch wirklich mit dem mit dem Publikum in Kontakt. Gesche Gottfried. Was es damit auf sich hat, weil man da auch mal sieht, wie die Geschichten so entwickelt werden. Also es geht darum, sie ist die fiktive Nachbarin von Gesche Gottfried und weil sie halt auch so ein bisschen so ein Waschweib ist, kriegt sie den ganzen Gossip aus den Straßen mit.

Lukas

Was man über Gesche Gottfried weiß: Sie ist eine Serienmörderin, die 15 Menschen vergiftet hat und dann 1831 hingerichtet wurde, nachdem man vier Jahre später die Mordserie nachweisen konnte. Sie wurde auch Engel von Bremen bezeichnet, weil die Leute ursprünglich alle Mitleid hatten, dass es so viele Leute in ihrem Familien und Bekanntenkreis verloren hat. Bis man halt mitbekommen hat, dass sie diejenige, die es tat, alle Genau.

Lukas

Also es ist jetzt irgendwie lustig, aber damals irgendwie ziemlich krass. Also die hat von 18, 12 bis 18 17 nahezu wahllos Arsen an Menschen verteilt und sehr viele verletzt, womöglich auch Menschen getötet, von dem man das gar nicht weiß. Und es gibt zwei so Mordserien und in ihrer ersten Mordserie hat sie jeweils zwei Ehemänner umgebracht mit Arsen. Ihre Mutter, ihren Vater, ihren Bruder, zwei Töchter und ein Sohn.

Lukas

Das sei die erste Mordserie. Dann hat sie ein paar Jahre aufgehört, und dann hat sie sich damals von einer Magd sogenannte Mäusebutter holen lassen. Das ist Butter, die zu einem Teil aus Arsen bestand und mit der man dann teilweise Mäuse vergiften wollte als Mausefalle. Und da sind auch insgesamt ihr Verlobter und Freundinnen und Freunde draufgegangen. Also ziemlich krass, ja.

Lukas

Irgendwann hat ihr Vermieter mal Verdacht geschöpft, als er im Schinken so kleine weiße Körner gefunden hat und die hat er dann zu untersuchen geschickt und dabei kam raus, dass das Arsen ist. Dann ist halt festgenommen worden. Ihre Hinrichtung war dann 1831 durch das Schafott und das sind 35.000 Menschen gekommen. Und diese Hinrichtung war die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen.

Lukas

Und seitdem ist diese Gottfried ein bisschen so, ja, historisches True Crime Format. Also es gibt auch Theaterstücke und Filme und auch Hörspiele und keine Ahnung was. Also es ist auf jeden Fall eine sehr interessante Persönlichkeit. Und Anna also, die du da gehört hast, die möchte halt einfach so das Waschweib sein, die halt das alles mitgekriegt hat. Und dann sagt sie mir wusste das ja nett und dachte immer, dass sie so gut ist und dann hat die so tragisch alle Menschen verloren und ja, aber dann ist rausgekommen, dass sie das war uns so weiter und so fort.

Lukas

Also die gehen voll in ihrer Rolle auf, aber alle, die da arbeiten, das ist echt cool.

Ralph

Und geht man da chronologisch durch dieses Gebäude, durch die Räume, weil dem Georg war 1810 glaube ich, habe ich in Erinnerung, jetzt immer schon ein bisschen weiter.

Lukas

In der Regel ist es so, dass das Ganze vor dem 30-jährigen Krieg beginnt und dann glaube ich, nach dem Ersten Weltkrieg aufhört. Ah ja, ich hoffe, dass Sie da keinen kein Schmarrn erzählt hab. Da muss ich noch mal nachfragen, aber so ungefähr. Also genau, man geht auf jeden Fall chronologisch durch.

Ralph

Hmm.

Lukas

Zum Abschluss noch mal möchte ich dir noch einen Ton von SaraFruchtmann nicht vorenthalten, weil ich glaube das in dem Ton, dass sie das noch mal sehr schön zusammenfasst, worum es bei diesem Projekt eigentlich geht.

Sara Fruchtmann

Hier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten, dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Überwinden natürlich auch Angst. Publikum ist kann was Furchterregende sein?

Ralph

Das glaube ich auch. Also das klingt total anders. Kann ich mir richtig gut vorstellen, dass das einfach ein Projektes, an dem die Leute, die daran teilnehmen, wachsen können und wo die viel mitnehmen können, sei es für für die künftige Arbeit. Mal schauen. Aber auf jeden Fall auch fürs Persönliche.

Lukas

Also ich kann das Geschichten aus jedem empfehlen. Also ich habe ja nur zwei Stationen mitbekommen, aber die waren cool genug. Also wenn ich das nächste Mal in Bremen bin, dann mache ich da auf jeden Fall eine komplette Tour mit. Es ist auch sehr gut besucht. Also vor Corona waren es 40.000 Menschen pro Jahr, da gehen die jetzt wieder so ein bisschen hin.

Lukas

Im Schnitt kommen 100 Leute am Tag, die da eine Führung wollen und das ist natürlich schon cool. Also ist auch immer gut geöffnet, das heißt ganz zu ganz normalen Bürozeiten.

Ralph

Also ich find halt was, was du mir und uns jetzt vorgestellt hast. Ich finde, dass das so eine solche Technik auch ist, die sich ruhig auch andere Museen vielleicht angucken könnten und vielleicht übernehmen könnten, weil es könnte man ja locker auch in Museumskontext von also von einem regulären Museum oder von einer Galerie oder was weiß ich was übernehmen.

Lukas

Voll Also es ist immer noch ein bundesweit einmaliges Projekt und das finde ich echt krass, weil es funktioniert ja super. Also da sind mehrere 1000 Menschen durch dieses Improtheater Schauspielprogramm durchgegangen und viele haben halt auch Jobs gefunden. Also SaraFruchtmann hat mir erklärt, also nicht jeder findet was, das ist ganz klar. Nur weil die da spielen, heißt es nicht, dass sie dann drei Monate später ihren Traumjob finden.

Lukas

Aber es gibt halt auch so Biografien von Menschen. Das hat ne SaraFruchtmann erzählt. Da dachte sie, der findet nie was. Und dann hat er was gefunden. Und da hat dieses Projekt einfach so viel Selbstbewusstsein gegeben, dass der halt dann auch ganz anders zum Beispiel in Bewerbungen reingegangen ist und ganz anders sich halt auch verkaufen konnte. Ja, das ist halt schon super.

Lukas

Also ich versteh’s nicht, warum es das nicht häufiger gibt. Und ich denk mir, dass viele Stadtmuseen von solchen Initiativen echt profitieren könnten, weil ich glaube, dass gerade bei Stadtmuseen, die haben ja manchmal so ein Nimbus, so ein bisschen antiquiert zu sein und ich finde, das ist halt irgendwie superk cool, wie du einfach mit mit wenig Geld. Also es ist sehr, sehr, sehr viel Aufwand.

Lukas

Es ist ja nicht wenig Aufwand, aber es ist halt irgendwie Aufwand, der halt vielen Menschen sehr viel Gutes bringt, weil die Gäste haben ne tolle Führung. Ich glaube, dass das viel kurzweiliger ist als alle anderen Museen. Die Menschen haben was davon, weil die was Gutes bekommen und die Museumslandschaft wird wird reicher. Um dieses Projekt also von daher ich kann das.

Lukas

Ich kann das nur raten, wenn hier Leute zuhören im Museumskontext, die sich überlegen Hey, wie können wir unsere Ausstellung sozialer gestalten, wie könnten wir vielleicht auch ein Projekt mit Langzeitarbeitslosen machen oder so was? Ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass man das analog zum Bremer Geschichtenhaus machen kann. Und ich glaube auch so wie SaraFruchtmann einschätzt, dass sie auch wirklich sehr kooperationsbereit wär und auch gerne ihre Erfahrungen weitergeben würde, sage ich jetzt einfach mal Frau Fuchtel, wenn Sie das wirklich.

Ralph

Ja, schön, schön. Ja, vielen Dank für dieses mal andere Haus, das du jetzt heut vorgestellt hast. Also mich würde es auch reizen. Ich würde auch hingehen. Also eine Frage habe ich noch, weil ich ja immer so ein bisschen so ein schüchterner Typ bin. Du kommst da hin und du würdest ja gefragt, wie du heißt und würde auch so ein bisschen fragen ans Publikum gibt es da und so, aber man hat da jetzt nicht so viel, wie soll ich sagen Interaktion oder wird da irgendwie im Mittelpunkt gestellt als Besucher, Besucherin oder doch.

Lukas

Doch, die gibt es dann auch, als sie. Die Leute interagieren auch mit dir, die sind ja Impro geschult, das heißt die also das heißt natürlich, die reden mit dir und du redest auch mit denen. Du kannst sie noch fragen, Die Hemmschwelle ist sehr niedrig. Also noch mal, ich habe nicht alles dazu mitbekommen. Ja, das heißt, ich kann da nur von meiner Erfahrung sprechen.

Lukas

Und natürlich war das dann irgendwie erst mal wird, wenn ich dann von diesem Kaffeehaus Georg angesprochen werde, aber das ist so schnell, das ist eine total entspannt und total lockere Atmosphäre.

Ralph

Ja schön.

Lukas

Ja, dann so viel zum Bremer Geschichtenhaus. Ich habe meinen Soll erfüllt für diese Folge. Und Ralph, wir haben ja für den September ein kleines Special vorbereitet, und zwar können sich ja die Hörenden von Bitte nicht anfassen auf eine Kooperation freuen und auf eine sehr große Kooperation dieses Mal Vielleicht kannst du ein bisschen was dazu erzählen.

Ralph

Ja, und zwar haben wir uns gedacht, wir gehen doch mal eine Kooperation mit einem Museumsverbund ein, der mehrere Museen und das sich eben verbindet und wir werden mal ein bisschen was anderes machen. Also keine Sorge, Leute, es bleibt schon noch. Bitte nicht anfassen. Und wir besuchen abwechselnd Museen und stellen das dann dem anderen vor. Aber es wird dann doch irgendwie die eine oder andere Überraschung dabei geben.

Ralph

Ich möchte nicht zu viel verraten, aber im Monat September werden wir wahrscheinlich mehr als eine Folge veröffentlichen. Das wird jetzt mal intensiver für euch alle.

Lukas

Das ist richtig. Wir freuen uns jedenfalls sehr auf dieses Projekt und sind natürlich dann auch gespannt, wenn ihr zum Beispiel Feedback zu dieser Folge habt. Vielleicht, wenn ihr auch ähnliche Ideen kennt. Museumsinitiativen. Irgendwie ist das ein rechter. Meldet euch gerne bei uns, wir bauen es gerne mit ein oder lass uns davon auch gerne inspirieren. Und natürlich wie immer der Aufruf Wenn euch bitte nichts anfassen gefällt, dann bewertet uns, schickt uns weiter, abonniert uns.

Lukas

Das ist für uns ganz wichtig, damit wir auch Reichweite bekommen und auch möglichst viele Menschen von diesen kleinen Museen und den tollen Geschichten profitieren können.

Ralph

So ist es. Dann entlasse ich euch alle mal in den Feierabend oder in den Tag, wo noch immer ihr das hört. Und wir wiederum hören uns dann im September Zack, Tschüss.

Der Beitrag Über eine Giftmörderin und wie der Kaffee nach Deutschland kam – das Bremer Geschichtenhaus erschien zuerst auf Escucha.

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Kapitel

1. Intro (00:00:00)

2. Eine weirde Sehnsucht nach Bremen (00:03:42)

3. 1. Szene: Wie der Kaffee nach Deutschland kam (00:06:40)

4. Die zweite Besonderheit (00:10:35)

5. Orga, Impro und sonstige Herausforderungen (00:16:35)

6. 2. Szene: Gesche Gottfried und die Giftmorde (00:22:54)

7. Ralphs Fragen am Ende (00:32:14)

8. Schluss und Ausblick auf Septemer-Special (00:34:56)

40 episoder

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