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Episode 127: Politikberater Martin Fuchs über Scheitern und Fehlerkultur in der Politik

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Martin Fuchs berät Regierungen, Parlamente, Parteien, Politiker und Verwaltungen in digitaler Kommunikation. Als Politikstratege und Blogger hat er einige Jahre in Brüssel und Berlin gearbeitet. Seit 2008 ist er Lehrbeauftragter für Public Affairs an der Universität Passau und Dozent für Social Media und Politik an weiteren Hochschulen. Bei der von ihm erfundenen und von der Start-up-Szene inspirierten Fuckup-Night für Demokratie sprechen Spitzenpolitikerinnen und -politiker über persönliche wie politische Fehler und was man daraus lernen kann. Im Podcast mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer erklärt er, worum es ihm dabei geht. Martin Fuchs über... ... die Geburt der Fuckup-Night: Das Format gibt es schon länger. Der Ursprung liegt in der Startup-Szene. Gründer treffen sich und berichten, wie sie mit Unternehmen, Ideen oder Produkten vor den Baum gefahren sind. Das hat teilweise unterhaltenden Charakter, soll aber vor allem dazu beitragen, dass andere Unternehmer konstruktiv daraus lernen können. Für ein Buchprojekt über Demokratie in krisenhaften Zeiten kam mir die Idee, dies auf Politiker zu übertragen. Das kommt gut an. ... eine heilsame Fehlerkultur im Politikbetrieb: Politik ist extrem fehleranfällig. Wir sind getrieben von Krisen, Kriegen und globalen Herausforderungen. Gerade Corona war eine Zeit mit vielen Entscheidungen. Ich bin davon überzeugt, dass man auch in der Politik offen darüber reflektieren muss, was man getan hat und ob es gut oder falsch war. Aussitzen wie zu Helmut Kohls Zeiten ist heute nicht mehr möglich. ... die Beratung von Politikern: Bei Social Media Aktivitäten von Politikakteuren geht es meist um reine Erfolgsmeldungen, wie toll man ist und was man wieder erreicht hat. Mit der Lebensrealität der Menschen hat das nichts zu tun. Wir machen jeden Tag Fehler, deswegen empfehle ich, auch zu sagen, wenn etwas nicht gut lief, wenn eine Idee nicht durch den Landtag gegangen ist oder von der eigenen Partei nicht weitergetrieben wird oder wenn man Millionen versenkt hat. Natürlich muss man nicht jeden Fehler in gleicher Breite diskutieren. ... über die Fuckup-Night mit Thüringer Spitzenpolitikern im Superwahljahr: Es ist meine neunte Fuckup-Night, erst die zweite in den neuen Bundesländern – so eine hochkarätige Besetzung mit so vielen Thüringer Spitzenpolitikern hatten wir noch nie. Ich bin sehr gespannt auf den Abend. Bodo Ramelow zum Beispiel ist bundespolitisch schon damit aufgefallen, dass er Fehler zugeben kann – denken wir an sein Geständnis, dass er bei Ministerpräsidenten-Konferenzen Handyspiele spielt. Letztlich kam seine öffentliche Entschuldigung bundesweit gut an. So etwas hat Ausstrahlungskraft auf andere Menschen. .... Fehler aus der Corona-Zeit: Corona hat viel Dynamik entwickelt, auch im politischen Bereich. Mein Eindruck ist, dass seit dem anders auf Fehler geschaut und anders damit umgegangen wird – ohne das schon zu hoch zu hängen, weil es erst mal nur zarte Pflänzchen sind. Insgesamt sind wir nachdenklicher geworden. Menschen, die Politik machen, achten auf Verwerfungen und Misstrauen in der Gesellschaft und sind bereit, anders zu agieren. ... die Rolle der Wähler: Die Fülle der Skandale lässt kaum Zeit, auch über Hintergründe zu reflektieren. Wenn Politiker den Dialog suchen und sich Zeit nehmen, sind Bürger bereit, Fehler zu verstehen und auch zu vergeben. ... den Ablauf der Thüringer Fuckup-Night am 5. März: Im ersten Teil werden fünf Thüringer Spitzenpolitikerinnen und -politiker im Hörsaal der Uni Erfurt jeweils zehn Minuten Zeit bekommen, um ganz individuell, ohne dass jemand sie unterbricht und ohne dass wir unser Handy draufhalten, über eigene persönliche oder politische Fehler sprechen. Dazu wünsche ich mir, dass sie auch erzählen, was sie daraus gelernt haben. Im zweiten Teil sprechen wir dann miteinander darüber, was sich in Politik und Gesellschaft ändern muss. Fuckup-Night: Dienstag, 05.03.2024, 19.30 Uhr, Hörsaal 1, Kommunikations- u. Informationszentrum (KIZ) de
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